Das Medium Internet ist in den letzten Jahren auch in Deutschland immer mehr zu einem Massenkommunikationsmedium geworden. SchŠtzungen gehen davon aus, da§ Mitte 1998 hierzulande Ÿber 6 Millionen Menschen einen Internet-Zugang haben.
Ein sehr gro§er Teil dieser Kommunikation ist rein privater Natur und spielt sich oftmals auf der Ebene eines Small-Talks ab. In den meisten FŠllen geht es dabei gerade nicht um einen Erfahrungsaustausch Ÿber Computer-Probleme, gesucht ist viel hŠufiger eine gewisse Form von NŠhe zu anderen Menschen. Vielen Internetnutzern fŠllt es offenbar leichter, Kontakte im Netz zu knŸpfen, als im sogenannten ãrichtigen LebenÒ (= Netz-Jargon). Dies hŠngt unter anderem damit zusammen, da§ Schwellensituationen, z. B. wie schwer es fŠllt, auf jemand anderen zuzugehen, bzw. Kontroll- und SchutzbedŸrfnisse, z. B. wie nahe man sein GegenŸber an sich herankommen lassen bzw. wieviel man von sich selbst zeigen mšchte, als deutlich beeinflu§barer und sicherer erlebt werden.
Im Sommer 1995 entstand nun bei der Katholischen
Telefonseelsorge (TS) Kšln die Idee, ihre psychologische Beratungsarbeit auch
im Internet anzubieten, was seit Dezember desselben Jahres dann auch technisch
realisiert ist. Seit Oktober 1996 betreuen die TS-Stellen Krefeld und Kšln
dieses Projekt in Kooperation - weitere TS-Stellen werden noch im Laufe
des Jahres 1998 hinzukommen.
Die TS ist eine, von den beiden gro§en Kirchen finanzierte Hilfsorganisation, die gemŠ§ ihren Statuten verpflichtet ist, Menschen in Not Hilfestellung zu leisten, und die dazu verpflichtet ist, weder ideologischen, religišsen noch politischen Druck auszuŸben bzw. Richtungen nahezulegen. So geht es denn auch in den meisten FŠllen nicht um religišse Fragestellungen, sondern um die kleinen, die gro§en und manchmal auch die ganz schrecklichen Probleme des menschlichen Alltags. Im Vordergrund stehen Probleme im Zusammenhang mit Einsamkeit und Vereinsamung, gefolgt von Schwierigkeiten rund um das Thema Beziehung: Streit, TŠtlichkeiten, Fremdgehen, Verlassen-Werden, sexuelle Probleme etc. Daran schlie§en sich alle denkbaren und undenkbaren Themen des menschlichen Lebens in unterschiedlicher zahlenmŠ§iger Verteilung an.
Die Telefonseelsorge gibt es in Deutschland mittlerweile 102 Mal und ist von Ÿberall rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, kostenlos zu erreichen unter der einheitlichen Rufnummer 0800/ 111 0 111 oder 0800/ 111 0 222.
Es gibt 2 wichtige GrundsŠtze fŸr die Arbeit der TS, die am Telefon ebenso gelten wie im Internet: TS arbeitet anonym, d. h. kein Ratsuchender mu§ seinen Namen nennen, und TS ist zur Verschwiegenheit verpflichtet, darf also unter Strafandrohung nichts von dem weitererzŠhlen oder sonstwie zugŠnglich machen, was sie von Ratsuchenden erfŠhrt.
FŸr das Internet-Projekt der TS stand zunŠchst ganz global die Idee im Raum, da§ die TS dieses neue Medium der Kommunikation nicht unbeobachtet lassen sollte, und da§ sie ihre mittlerweile Ÿber 40 jŠhrige Erfahrung in der medienvermittelter Beratung in Not geratener Menschen hier miteinbringen sollte.
Ein weiterer Gedanke fu§te auf dem Vorurteil, da§ ein Teil der Menschen, die ihre Sozialkontakte nahezu ausschlie§lich Ÿber ein (vermeintlich) so distanzierendes Medium wie das Internet abwickeln, Kontakt- und Beziehungsprobleme haben. Sollte sich dies bestŠtigen, so kšnnte man mit diesem Beratungsangebot gezielt auf einen Personenkreis zugehen, der einerseits Hilfestellung durchaus brauchen kann, der sich aber gerade aufgrund seiner Problematik kaum in eine Beratungsstelle trauen wŸrde.
FŸr Ratsuchende ist die Internetberatung noch niederschwelliger als die TS. Beim Internet verrŠt man gegenŸber dem Telefon seine Stimme nicht. So wei§ der Berater wŠhrend des Kontakts nicht, ob sein GesprŠchspartner gerade weint, stšhnt oder betrunken ist. FŸr viele Menschen ist der Aspekt, genau dosieren zu kšnnen, was und wieviel man von sich zeigt, wohl auch ein wesentlicher Grund, gerade Ÿber das Internet Kontakte aufzubauen.
Bereits zu Beginn war folgende Abgrenzung sehr wichtig: Aufgrund der Erfahrungen am Telefon war klar, das sich eine Beratung im Internet scharf von einer Psychotherapie abgrenzen mu§. Im Internet sind die Rahmenbedingungen, die fŸr ein stabiles und kontrollierbares Entwicklungsangebot notwendig sind, aus technischen wie inhaltlichen GrŸnden nicht gegeben (z. B. verlŠ§liche Absprachen, persšnliche Begegnung etc.). Wir hatten aber die Hoffnung, da§ die Ratsuchenden Ÿber das Beratungsangebot im Internet einen erleichterten ãEinstiegÒ in andere Angebote (z.B. TS oder eine Beratungsstelle vor Ort) finden. In vielen FŠllen zeigt die Erfahrung, da§ Ratsuchende zu Beginn einer Internet-Beratung anderen Beratungsangeboten, also z. B. in Beratungsstellen oder in einer psychotherapeutischen Praxis sehr skeptisch gegenŸberstehen. Oftmals stehen dabei €ngste im Vordergrund, irgend jemand (der Partner, der Arbeitgeber etc.) kšnnte durch einen Zufall davon erfahren, da§ man psychologische Hilfe in Anspruch nimmt, was fŸr die meisten um jeden Preis vermieden werden soll. Die Beratung Ÿber das Internet, die hier zunŠchst einmal gro§e Sicherheit verspricht fŸhrt dann aber in vielen FŠllen doch dazu, da§ nach einer gewissen Zeit (einige Wochen bis mehrere Monate) ein weiterfŸhrendes Hilfsangebot in Anspruch genommen wird, zum einen weil sich ein Vertrauen zu der gemeinsamen Arbeit und zur VerlŠ§lichkeit solcher Einrichtungen aufgebaut hat, zum anderen, weil den Ratsuchenden Ÿber den Proze§ der Beratung oftmals klar geworden ist, wie kompliziert die eigene Situation ist, u. wie sinnvoll es ist, damit nicht weiter auf sich allein gestellt zu sein.
Die Zielsetzung zu Beginn des Projekts war den Zielen bei der Telefonseelsorge insgesamt sehr Šhnlich: Wir wollten Ansprechpartner in akuten Krisensituationen sein, zuhšren, Erfahrung und Leid mit den Betroffenen teilen, qualifiziert auf andere Hilfsangebote aufmerksam machen, und, falls gewŸnscht, auch eine psychologische Problematisierung und Beratung des vorgebrachten Themas anbieten. Da§ durch die anderen Bedingungen des Mediums sich allerdings auch ein anderer Umgang wŸrde ergeben mŸssen, war ebenfalls klar (s. u.). Neben diesen Gemeinsamkeiten zwischen der Beratung am Telefon und derjenigen Ÿber das Internet bestand im Ansatz ein gro§er Unterschied in der Ausrichtung auf andere Zielgruppen:
Aufgrund der besonderen soziodemographischen Zusammensetzung
der Internetnutzer (hoher Anteil an jungen MŠnnern) bestand bei uns die
Erwartung, da§ man mit einem Beratungsangebot in diesem Medium in Kontakt zu
anderen Personengruppen tritt, als dies bei der klassischen Telefonseelsorge
der Fall ist. Dort sind die Anrufer deutlich Šlter (im Durchschnitt zwischen 30
und 55) und setzen sich aus ca. 2/3 Frauen zusammen (vgl. Schmidt, 1983,
Wieners, 1995).
DarŸber hinaus gibt es einen Personenkreis, fŸr den derzeit kein vergleichbares Beratungsangebot zur VerfŸgung steht, und der bisher nur Ÿber das Internet erreichbar ist: Gehšrlose und Schwerhšrige.
Schlie§lich zeigte die Erfahrung, da§ sich in sehr gro§em Ma§e Menschen an diese Form der Beratung wenden, die mindestens zunŠchst einmal von sich sagen, da§ eine andere, direktere Form von Beratung niemals fŸr sie in Frage kŠme. Diesen z. T. aber dennoch sehr problembeladenen Menschen ein Hilfsangebot zur VerfŸgung stellen zu kšnnen, das ihren SchutzbedŸrfnissen und €ngsten entgegenkommt, erscheint als wesentlicher Vorteil und als sinnvolle Erweiterung der Arbeit der Telefonseelsorge.
NatŸrlich ist auch unser Projekt mit einer obligatorischen Homepage im Internet vertreten. Auf dieser Internetsite werden sowohl allgemeine Informationen Ÿber die TS angeboten, als auch Anleitungen zur Kontaktaufnahme zu dem Internetberatungsangebot gegeben. Derzeit wird unsere Homepage von ca. 15 Interessierten pro Tag besucht. URL: http://www.telefonseelsorge.de/
Zur konkreten Kontaktaufnahme bieten wir derzeit zwei Mšglichkeiten an: Austausch per Email oder per Chat:
Der Austausch per Email, also das Verschicken von elektronischen Briefen, ist im Sinne eines lŠngeren Briefwechsels konzipiert, was auch angenommen und oftmals Ÿber mehrere Monate gefŸhrt wird. Am Ende kommt es meist entweder zu einer gewissen Neuorientierung im Umgang mit dem eigenen Problem oder es wird vom Klienten eine andere, weiterfŸhrende Begleitung, wie z.B. eine Psychotherapie, in Angriff genommen. Die Emails sind nach einem ersten, meist kurzen Anschreiben im Durchschnitt 2 bis 6 DIN A 4 Seiten lang. Nach einer Erstantwort unsererseits innerhalb von 24 Stunden bieten wir ein Mal pro Woche eine Antwort-Mail an, was uns im Vergleich zu sonstigen Beratungsbereichen Ÿblich und vertretbar erscheint. Wer also Hilfe sucht und sich mit diesen Bedingungen anfreunden kann, kann uns erreichen unter: ts@edina.xnc.com
Bei der Beratung perãchatÒ ist es mšglich unmittelbar per Tastatur und Bildschirm, also gleichfalls schriftlich, aber ohne Zeitverzšgerung miteinander zu kommunizieren, man sieht also unmittelbar, wenn der andere schreibt. Wir stehen derzeit an 2 - 3 Abenden pro Woche ˆ 4 Stunden zur VerfŸgung. In aller Regel werden hier ãZweiergesprŠcheÒ gefŸhrt, die kein Dritter mitlesen kann. Es sind aber auch GruppengesprŠche mšglich, falls gewŸnscht. Da Schreiben lŠnger dauert als Sprechen und oftmals umstŠndlicher ist (VerstŠndnisprobleme, Nachfragen), mu§ man bei dieser Art der Kommunikation erheblich mehr Beratungszeit einkalkulieren, als es in anderen, klassischen Beratungssituationen Ÿblich wŠre. Nach unseren Erfahrungen sind anderthalb bis zwei Stunden hier als Minimum anzusehen.
Von unserer Seite werden keine Vorgaben gemacht, ob sich ein Ratsuchender per Email oder per chat an uns wenden soll. Die Erfahrung zeigt, da§ sich die meisten lieber per Email an uns wenden (s. u.), wobei noch nicht geklŠrt ist, warum dies so ist. Es gibt unterschiedliche Hypothesen hierzu, die derzeit gerade empirisch ŸberprŸft werden: Es kann an eher ãŠu§erenÒ Dingen liegen, wie z. B. technischen Problemen, zu vermuten sind aber auch ãinnereÒ GrŸnde, wie z. B. eine andere Unmittelbarkeit im Kontakt, die wiederum Auswirkungen auf das SicherheitsgefŸhl bzw. auf das GefŸhl, die Situation weitgehend gemŠ§ den eigenen BedŸrfnissen und €ngsten in der Hand halten zu kšnnen, haben. Die Themen unterscheiden sich in der Art und HŠufigkeit nicht zwischen den Kontakten per Email oder per chat, mit der Ausnahme, da§ sich gerade auch diejenigen lieber per chat an uns wenden, die unter gro§em Druck stehen und eine schnellere und direktere Hilfe suchen, bzw. die ein grš§eres GefŸhl der PrŠsenz und der Unmittelbarkeit zum GegenŸber brauchen, um sich auf eine Beratung einlassen zu kšnnen.
Bei den Beraterinnen und Beratern im Internet handelt es sich, ebenso wie am Telefon, z. T. um hauptamtlich TŠtige, die aus entsprechenden Grundberufen stammen (PsychologInnen, SozialpŠdagogInnen etc.), und die eine Beratungsqualifikation unterschiedlicher Herkunft mitbringen. Mittlerweile steigen aber auch vermehrt ehrenamtlich tŠtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, die bereits fŸr die Arbeit am Telefon mindestens ein Jahr lang in den TS-Stellen ausgebildet wurden, und die fŸr die Besonderheiten der Arbeit im Internet zusŠtzlich qualifiziert werden (technisch, aber v. a. ausgerichtet auf die Besonderheiten der Kommunikation im Internet), und die eine langjŠhrige Telefonerfahrung haben. Letzteres deshalb, weil es sich gezeigt hat, da§ man schon eine eigene Erfahrung im Umgang mit verschiedensten (psychischen) Stšrungsbildern braucht, um in dem doch recht reduzierten Material, was man im Internet von seinem GegenŸber zu sehen bekommt, rechtzeitig auf ernstliche psychische Erkrankungen aufmerksam zu werden.
Damit man sich vielleicht ein ungefŠhres Bild einer Beratungssituation im Internet machen kann, mšchte ich hier die Anfangssequenz eines Email-Wechsels wiedergeben.
Es handelt sich um meine Antwort auf ein erstes Anschreiben eines Ratsuchenden, der 48 Jahre alt ist. Das Beispiel ist aus GrŸnden des Datenschutzes und unserer Verpflichtung zur Verschwiegenheit so weit verfremdet, da§ eine Wiedererkennung unmšglich ist, aber die wesentlichen Ereignisse nichts von ihrer Aussagekraft verlieren.
Die Zeilen ohne spitze Klammer sind meine Entgegnungen, die Zeilen mit spitzer Klammer stammen aus der Original-Mail des Ratsuchenden. Man sieht hier auch, wie ich mit vielen Mails umgehe: Ich schreibe oftmals absatzweise in die Mails der Ratsuchenden hinein, was eine quasi-dialogische Konversationsstruktur ergibt, und was im Internet recht Ÿblich ist. (Der Kontakt ist exakt wiedergegeben, weshalb Umlaute und ã§Ò ausgeschrieben und oftmals auch Substantive klein geschrieben sind.)
Hallo [Vorname des Ratsuchenden]!
ich hoffe, das mit dem duzen ist ok,
falls nicht, sag bitte bescheid;
mein name ist Frank Christl, ich bin
dipl.-psychologe, 35 jahre alt und maennlich, d. h. frank ist mein vorname;
so, nun genug der vorrede, jetzt zu
Deiner mail:
>Es geht mit zunehmend schlecht,
ich wei§ nicht wie lange ich das
>durchhalte, ohne
zusammenzubrechen. Dabei fŸhle ich mich nicht
>psychisch krank, sondern denke,
da§ ich unter einer ganz normalen
>Entzugserscheinung leidet. Ich
habe so gut wie keine mitmenschlichen
>Kontakte, das schwŠcht mich
immer mehr. Dieser Zustand besteht seit
>ca. 5 Monaten, seit meine
zeitweilige LebensgefŠhrtin mich verlassen
>hat.
hmmm, einsamkeit u. isolation ist
ein grosses problem, nicht zuletzt deshalb, weil das auch so eine ungeheure
eigendynamik bekommt: wenn das einmal eingesetzt hat, dann wird es immer
schwerer, da auch wieder rauszukommen; das kann leicht eine art teufelskreis
werden;
umso schwerer, wenn man auch noch
eine trennung zu verkraften hat, die auch oftmals mit kraenkungen u. vor allem
auch mit einem knacks im selbstwertgefuehl einhergeht....
>... Ich habe von jeher wenig fŸr
soziale Kontakte getan. Geburtstage
>von Freunden und Kollegen, ich
lie§ sie verstreichen ohne eine
>Aufmerksamkeit zu schenken,
Einladungen in meine Wohnung:
>niemals - ich kann nicht kochen,
hatte Angst mich zu blamieren.
das klingt nach sehr hohen
anspruechen an Dich selbst? so als koenntest Du anderen nicht genuegen, so als
muesstest Du leistung bringen um gemocht zu werden, als wuerde es nicht
reichen, dass Du die bist, die Du nun mal bist?!
Du erlebst offenbar von anderen
immer direkt ansprueche an Dich, denen Du genuegen musst;
>Diese UnfŠhigkeit, Kontakte zu
pflegen ist allerdings schon fast
>krankhaft. Sie besteht seit
frŸhester Kindheit. Ich bin als ãAussiedlerÒ
>in einem Haus gro§geworden, das
fŸr sich allein, weit au§erhalb des
>Ortskerns lag. Kontakte zu
anderen Kindern gab es nicht, auch keinen
>Kindergarten. Die Geburt meiner
Schwester, als ich ca. 3 ½ Jahre war,
>war ein Schock fŸr mich. Von
jeher fŸhlte ich mich von meiner Mutter
>abgelehnt, der Vater war nicht
prŠsent (regelmŠ§iger Kneipenbesuch
>nach Feierabend). ...
das macht so den eindruck, als
haettest Du es nie wirklich "gelernt", kontakt aufzunehmen u. Dich
auf andere einzulassen, nicht zuletzt auch unter dem eindruck, irgendwie zu den
"ausgestossenen" zu gehoeren (aussiedler??), und v. a. auch unter dem
eindruck, dass offenbar Deine eltern auch keine menschen sind, die
kontaktfreudig sind; ja sie haben es scheinbar nicht einmal geschafft, kontakt
zu Dir wirklich herzustellen u. Dir das gefuehl zu vermitteln, geliebt zu sein,
sich geborgen fuehlen zu koennen; wenn die ersten erfahrungen die sind, dass
eigentlich niemand etwas mit einem zu tun haben will, dann kann man auch kein
inneres bild/gefuehl davon aufbauen, dass man fuer jemand anderen ein wichtiger
mensch, eine freude, ein gegenueber sein koennte;
alles in allem schelchte
startchancen fuer Dich :-(
>SpŠter ging ich auf Frauensuche,
mit dem Ziel zu heiraten. Viele
>flŸchtige Bekanntschaften, bis
ich schlie§lich im Alter von 32 Jahren
>meine Frau kennenlernte. Endlich
trat Ruhe in mein Leben ein, ich war
>glŸcklich. Allerdings kam nach
etwa 4 Jahren eine ErnŸchterung, die
>jahrelang nicht aufgearbeitet
wurde, die zu einer immer weiter
>fortschreitenden Entfremdung
fŸhrte, nach 12 Jahren standen wir fast
>vor der Trennung. Meine Frau
litt wohl auch unter Selbstzweifeln. Diese
>Eigenschaften trafen wohl auch
auf mich zu. Nur war ich wohl nicht
>ganz so lieb wie sie, im
Gegenteil, ich neigte zu ZornausbrŸchen.
>Eines Tages, in der Phase
zunehmender erneuter Entfremdung, nach
>insgesamt 16 Jahren des
Zusammenlebens, fand ich meine Frau mit
>durchschnittenen Pulsadern im
Badezimmer. Es hatte vorher nichts
>darauf hingedeutet, da§ sie
selbstmordgefŠhrdet war. Auch einen
>Abschiedsbrief gab es nicht. Nur
einen kleinen Zettel mit einer Steno-
>notiz, die ich mir Ÿbersetzen
lassen mu§te: Beschimpfungen nehmen
>zu - keine gemeinsamen
Interessen - Grab.
nun: das eine ist die
beziehungsproblematik, in der ihr gefangen wart: ihr hattet offenbar beide
probleme im umgang mit anderen menschen, grosse beduerfnisse u. sehnsuechte,
aber eben an manchen stellen auch nicht das innere know how, sich auf einen
anderen menschen ganz nah einzulassen u. sich gemeinsam weiterzuentwickeln;
verbunden mit vielen verzweiflungen und kraenkungen; jeder aus seiner lebensgeschichte
heraus unfaehig an der ein oder anderen stelle, u. gerade dort, wo es um echte
naehe u. auch um gegenseitige stuetze ging;
das andere ist natuerlich der
entsetzliche verlust: entsetzlich deshalb, weil er ploetzlich war, weil er so
schrecklich dramatisch war, weil er Deine eigene verzweiflung u.
lebensueberdruss aufgewuehlt haben duerfte und nicht zuletzt, weil es Dir
womoeglich schlimme schuldgefuehle hinterlassen hat; jeder selbstmord loesst
schuldgefuehle bei den hinterbliebenen aus, selbst wenn man 100% weiss, dass
man sich nichts vorzuwerfen hat!
.....
Die Arbeit, gerade in einer ersten Mail besteht also z. T. darin, sich selbst ein bi§chen vorzustellen, im wesentlichen aber darin, Vertrauen aufzubauen und zu zeigen, da§ man am GegenŸber dran ist, da§ man ihn ernstnimmt, da§ man ihn versteht und auf ihn eingeht. Die wesentliche Technik ist hier zusammenfassen, spiegeln und eventuell auf ZusammenhŠnge hinzuweisen, die dem Betroffenen selbst womšglich nicht aufgefallen waren.
Die im folgenden zusammengestellten statischen Ergebnisse entstammen der konkreten Beratungsarbeit und wurden nicht eigens, etwa durch einen Fragebogen, erhoben. Die ãhartenÒ Daten (Alter, Geschlecht, etc.) sind nštig, um sich Ÿberhaupt ein gewisses Bild der Lebenssituation des GegenŸbers machen zu kšnnen, und werden meist von selbst genannt. Andere Merkmale, wie z. B. BerufstŠtigkeit, ergeben sich oftmals im Zusammenhang, werden aber nicht nachgefragt, wenn es nicht fŸr die Beratung selbst inhaltlich als unbedingt nštig erscheint, so da§ sich dort manchmal eine grš§ere Gruppe von ãunbekanntÒ eingestuften ergibt.
Insgesamt haben sich in den 2 Projektjahren 1.404 Beratungskontakte zu 351 Personen ergeben. In der folgenden Tabelle sind diese Beratungskontakte in AbhŠngigkeit von Zeit und Kontaktform aufgefŸhrt.
1996 |
|
Mails |
Chat |
Summe |
Steigerung in Prozent |
|
1. Halbjahr |
76 |
15 |
91 |
|
|
2. Halbjahr |
220 |
30 |
250 |
175% |
Summe |
|
296 |
45 |
341 |
|
1997 |
|
|
|
|
|
|
1. Halbjahr |
275 |
70 |
345 |
38% |
|
2. Halbjahr |
574 |
144 |
718 |
108% |
Summe |
|
849 |
214 |
1063 |
|
Erstkontakte schlugen mit 25% zu Buche, mittelfristig laufende Kontakte von einigen wenigen Wochen bestanden zu 42%, langfristig regelmŠ§ige Kontakte gab es zu 18 % (15% wurden als unbekannt eingestuft).
Die meisten Ratsuchenden (55%) sind MŠnner (42% Frauen, 3% unbekannt).
Betrachtet man die Altersstruktur so zeigt sich, da§ man Ÿber dieses Medium viel mehr jŸngere Menschen erreicht, als dies bei den meisten anderen Beratungsangeboten (einschlie§lich TS) der Fall ist: Immerhin ca. 60,5 % der Ratsuchenden sind zwischen 20 u. 29 Jahren alt, darunter liegen (nur) 8,9 %, 13,5 % liegen zwischen 30 u. 39 Jahren u. 6,1 % liegen zwischen 40 u. 49 Jahren.
Die meisten Ratsuchenden leben alleine (36,5 %), 19,5 % sind verheiratet, 15,4 % leben in einer Familie.
Offenbar handelt es sich bei den Ratsuchenden im Vergleich zu dem Durchschnitt der Internet-Nutzer eher selten um Studenten (26 %), die im Netz sehr stark vertreten sind, dafŸr aber in relativ hohem Ma§e um BerufstŠtige (ca. 64 %); 10 % Arbeitslose.
Die Themen, mit denen man sich an unsere Beratung wendet, stammen in relativ hohem Ma§e aus dem Bereich der Beziehungen zu nahen Menschen: Ehe- u. Beziehungsprobleme 26 %, Familie/ Verwandtschaft 8 %, SexualitŠt 6,5 %, oder aber aus dem Fehlen bzw. dem Verlust ebensolcher Beziehungen: Alleinsein, Vereinsamung 13,5 %. Was ebenfalls in unerwartet hohem Ma§e zu Buche schlŠgt, sind psychische Stšrungen im engeren Sinne (14 %; Schizophrenien, Angststšrungen etc.). DarŸber hinaus wurden folgende Themen als problematisch vorgebracht: Sinn/ Orientierung/ Religion/ Glaube 9 %, Arbeit/ Schule/ Ausbildung 9 %, kšrperliche Krankheiten 2,5 %, Sucht 2 %. Ratsuchende mit einem hohen Ma§ an suizidaler GefŠhrdung kamen zu 5 % vor.
†ber die Arbeit im Internet wird, wie seit Jahren schon Ÿber die Arbeit am Telefon, immer wieder gefragt, ob wir denn auch ãErfolgeÒ haben, bzw. wie wir diese feststellen kšnnen. Die Antwort darauf ist ein bi§chen schwierig und mehrteilig: Zum einen wŸrde ich Erfolge hier, wie auch in anderen BeratungszusammenhŠngen, daran festmachen, inwiefern sie beim Ratsuchenden Erinnerungen und weitere ZusammenhŠnge zutage zu fšrdern. Ein weiteres Kriterium ist sicherlich, wenn ein Beratungskontakt Ÿber das Internet dazu fŸhrt, da§ andere weiterfŸhrende Beratungen aufgesucht werden oder aber auch, da§ es RŸckmeldung von den Ratsuchenden selbst gibt, was im Internet erheblich šfter der Fall ist als am Telefon, vermutlich aufgrund der beim Email-Kontakt bestehenden grš§eren persšnlichen Bindung (s. u.). Erheblich hŠufiger ist es aber so, da§ der Erfolg anders definiert werden mu§: Man sollte hier nicht mit den Ma§stŠben einer Psychotherapie messen, im Sinne struktureller VerŠnderung der Persšnlichkeit oder der LebensumstŠnde. Dies ist ein Anspruch, der unter den Bedingungen am Telefon oder im Internet eher selten erreichbar erscheint. Was hingegen aber sehr hŠufig gelingt, ist, die Ratsuchenden fŸr eine gewisse Zeit zu stabilisieren, sie aus schlimmen und z. T. gefŠhrlichen GefŸhlslagen (z. B. LebensŸberdru§) herauszuholen. Dies gelingt meist nur vorŸbergehend, ist aber gerade auch dazu angetan, Menschen in riskanten Lebenssituationen zu stabilisieren, wenn andere Hilfsangebote nicht erreichbar sind (nachts, am Wochenende, wenn der Therapeut in Urlaub ist, o. Š.).
Die Kommunikation Ÿber das Netz unterliegt an vielen Stellen anderen Bedingungen und Strukturen als sonstige Formen der Kommunikation, was natŸrlich auch Auswirkungen auf die Kommunikationsteilnehmer und auf das psychologische Arbeiten hat.
Im Vergleich zum Telefon gibt es erstaunlich wenig Scherzanfragen, was uns als Indiz dafŸr erscheint, da§ dieses Angebot doch als sehr ernsthaft angesehen wird. Sicherlich ist im einzelnen nicht wirklich zu ŸberprŸfen, ob es sich bei den vorgebrachten Geschichten um wahre bzw. zutreffende ZusammenhŠnge handelt, was letztlich allerdings auch in keinem anderen beraterischen Zusammenhang mšglich ist. Wenn sich ein Ratsuchender aber die MŸhe macht, mehrere Seiten mit seinem Problem zu fŸllen, und das nahezu jede Woche, dann mag ich nicht an einen blo§en Spa§ glauben. DarŸber hinaus mu§ ich als Psychologe davon ausgehen, da§ es gar nicht mšglich ist, eine lŠngere, bewegende Geschichte zu erzŠhlen, in der sich nicht auch die eigene Persšnlichkeit verfŠngt. €hnlich den spannenden Geschichten, die beim TAT [1] erzŠhlt werden, finden sich auch hier, auf entsprechend abstraktem Niveau, Persšnlichkeit und Problematik des GeschichtenerzŠhlers, die als Grundlage fŸr eine psychologische Beratungsarbeit allemal ausreichen.
Andererseits gibt es aber auch immer wieder Skepsis: So passiert es gelegentlich, da§ ein Ratsuchender sich sehr skeptisch an uns wendet, weil er die Vermutung hat, da§ es sich dabei gar nicht um eine ernstzunehmende Beratung von Mensch zu Mensch, sondern um ein halbwegs ãintelligentesÒ, automatisches Computerprogramm handelt. Hier ist bisweilen †berzeugungsarbeit zu leisten, um die Vorbehalte auszurŠumen. Man darf psychologisch sicherlich davon ausgehen, da§ es sich bei dieser Skepsis aber nicht ausschlie§lich um die Angst handelt, von einer Maschine abgespeist zu werden, sondern da§ hier auch allgemeine SchwellenŠngste Ÿbertragend thematisiert werden: An wen wende ich mich da? Wie sicher, wie aufgehoben darf ich mich da fŸhlen? etc.
Hier wird bereist deutlich, da§ das Fehlen sogenannter analoger Informationen (Watzlawik, 1996, S. 61 ff ), also Stimmklang, Mimik, Gestik etc., einige Implikationen beinhaltet, die beachtet werden sollten, und die sowohl auf Chancen (z. B. sich etwas trauen kšnnen) wie auf Grenzen (z. B. Unsicherheiten) dieses Kommunikationsmediums verweisen.[2]
Vor allem GefŸhle, die gesamte emotionale Lage und deren Entwicklung sind nur schwer mitzuerleben. Zum einen besteht hier eine gro§e Quelle von Mi§verstŠndnissen, zum anderen erfordert es ein hohes Ma§ an Konzentration und KonfliktfŠhigkeit beim Berater. Dieser mu§ stŠndig am Ball bleiben hŠufig nachfragen, jede LŸcke des Zusammenhangs beachten und explorieren.
Die Kommunikation Ÿber das Netz setzt offenbar einige Hemmschwellen deutlich herab. Vorteile liegen darin, da§ auch hochbrisante und peinliche Themen sehr viel schneller angesprochen werden, als in anderen BeratungszusammenhŠngen. Problematisch daran ist die beiderseitige Verlockung zu einem recht ãsaloppenÒ Umgangston, was zu Mi§verstŠndnissen und starken affektiven Stšrungen (KrŠnkung, Beleidigung) fŸhren kann.
Ein weiterer Aspekt der Beratung im Internet besteht darin, da§ - allen Annahmen Ÿber dieses vermeintlich distanzierende Medium zum Trotze - starke persšnliche Bindungen entstehen. Zum einen ist dies sicherlich so aufgrund der LŠnge des Kontakts und der Bindung an denselben Berater, was letzteres am Telefon unŸblich ist. Es scheint darŸber hinaus aber auch so zu sein, da§ sich hier viele Nutzer aufgrund der AnonymitŠt und der herabgesetzten Schwellensituationen (v. a. Hemmschwellen) erlauben kšnnen, andere Menschen innerlich nŠher an sich heranzulassen, als ihnen das bei anderen, direkteren Kontakten mšglich wŠre. Hier entsteht im Unterschied zu dem eher punktuellen Kontakt zu den Ratsuchenden am Telefon ein heikles Feld komplexer †bertragungs- u. GegenŸbertragungsprozesse, die eine hohe Ma§ an Qualifikation und Selbstreflexion nštig machen.
Die EinschrŠnkung auf rein sprachlich vermittelte Informationen bietet aber auch weitere, nahezu spielerische Mšglichkeiten, was an einer Stelle besonders deutlich wird: Man ist den Angaben seines GegenŸbers ausgeliefert, mu§ diesen vertrauen, kann nie letztlich wissen, was stimmt und was TŠuschung ist. So kann man nicht einmal sicher wissen, welches Geschlecht das konkrete GegenŸber hat. Aber darin liegt auch eine Chance: Ein Ratsuchender kann z. B. sein Problem heute als 17 jŠhriger SchŸler und morgen, unter anderem Namen, als 25 jŠhrige Studentin vorbringen und den jeweiligen Umgang des Beraters damit erleben. Sicherlich wŸrde man sich hier als Berater schnell auf den Arm genommen fŸhlen, man mu§ aber auch sehen, da§ dieser Umgang fŸr den Ratsuchenden einen gro§en Vorteil beinhaltet: Er kann durch den eigenen Perspektivenwechsel, wie durch den des Beraters všllig unterschiedliche Facetten der eigenen Situation erfahren, was in dieser virtuellen Weise schon an Erfahrungen erinnert, die man sonst eher in (therapeutischen) Rollenspielen machen wŸrde. Sicherlich umfa§t dies auch Gefahren und Risiken, aber die mšglichen Leistungen eines solchen Vorgehens sollten zumindest nicht leichtfertig Ÿbersehen werden (zum Thema GeschlechtsidentitŠt im Netz vgl. Dšring, 1998).
Ein weiterer interessanter Punkt ist die Diskrepanz, die zwischen der tatsŠchlichen, faktischen AnonymitŠt und Datensicherheit und der erlebten AnonymitŠt und Sicherheit besteht: Obwohl seit Anfang des Angebots auf die Mšglichkeit der Anonymisierung der Email-Adressen hingewiesen wurde (Stichwort: remailer; Anleitung auf unserer Homepage), hat bislang kein Ratsuchender davon Gebrauch gemacht. In allen Mails steht die Email-Adresse des Absenders im Originaltext, in den meisten FŠllen ist sogar Vor- und Zuname hinzugefŸgt, welche letztere allerdings auch frei erfunden sein kšnnten. Zum einen mag dieses Verhalten an der Unkenntnis liegen, wie relativ leicht Daten im Internet ãbelauschtÒ werden kšnnen, zum anderen scheint es einfach so zu sein, da§ fŸr viele Ratsuchende der wichtige Punkt darin besteht, da§ sie bei der Kontaktaufnahme anonym bleiben und genau dosieren kšnnen, wem sie was und wieviel von sich zeigen. Man mu§ aber festhalten, da§ es sich dabei um ein trŸgerisches, faktisch gar nicht zutreffendes GefŸhl handelt. Bei strafrechtlich relevanten ZusammenhŠngen kšnnte ein Staatsanwalt auf Gerichtsbeschlu§ hin den unverschlŸsselten Emailverkehr Ÿberwachen, und Mails, die fragwŸrdige Daten enthalten bis hin zum Absender zurŸckverfolgen lassen. Der Inhalt einer unverschlŸsselten Mail ist fŸr den Provider, Computer-Hacker oder einen Richter ohne weitere Probleme zu lesen.
Zum Thema Datensicherheit: Die einzige Mšglichkeit, Emails oder sonstige Daten halbwegs sicher Ÿber das Netz zu schicken, besteht darin, sie vor dem Versand zu verschlŸsseln. Hier bieten wir seit Beginn die technisch hochwertige, dennoch kostenlos zugŠngliche VerschlŸsselung mit ãpgpÒ[3] an. In den ersten beiden Projektjahren wurde diese, leider etwas anspruchsvolle VerschlŸsselungstechnik kaum von Ratsuchenden verwendet (unter 5 % der FŠlle), in den letzten Monaten zieht diese Quote allerdings stark an. Dies mag an der šffentlichen Diskussion um Datensicherheit im Netz und an leichter zu bedienenden Programmen liegen.[4]
Derzeit werden im Rahmen einer Dissertation [5]
folgende Fragestellungen begleitend wissenschaftlich untersucht und
voraussichtlich im Laufe des Jahres 1999 veršffentlicht: Erfa§t werden soll der
Unterschied der Schwellensituation bei der Beratung im Internet im Vergleich zu
anderen Beratungseinrichtungen (Beratungsstellen, psychotherapeutische Praxen),
die Besonderheiten dieser Art von
Kommunikation und deren Auswirkungen auf psychologische Beratungsarbeit und die
Persšnlichkeits-Struktur der Ratsuchenden.
Es gibt, wie beschrieben, einen wesentlichen Vorteil des schriftlichen Kontakts, die Mšglichkeit nŠmlich, da§ sich auch extrem scheue Menschen trauen, eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Es zeigt sich bei vielen Beratungen aber auch, da§ der schriftliche Kontakt Ÿber das Internet in seinen Mšglichkeiten begrenzt ist. Unter diesem Blickwinkel erscheint es sinnvoll, mittelfristig das Beratungsangebot dahingehend auszuweiten, da§ zusŠtzliche (multimediale) Kommunikationsformen einbezogen werden (EchtzeitŸbertragung von Ton und evtl. von Bild). Wichtig bei diesem Gedanken ist, da§ hier keinesfalls versucht werden soll, andere Beratungsdienste zu ersetzen oder gar eine Therapie Ÿber das Internet zu betreiben. Vielmehr soll hier ein allmŠhlicher †bergangsraum geschaffen werden: Ganz in der Kontrolle des Ratsuchenden kann der Kontakt schrittweise lebensnŠher werden, bis hin zu dem Punkt, an dem der Ratsuchende ausreichend positive Erfahrungen gemacht hat, um sich in eine Beratungsstelle oder eine Psychotherapie ãzu trauenÒ. Gerade die †bergŠnge von einer Erstanlaufstelle zu einem lŠngerfristig angelegten Beratungs- oder Therapieangebot sind erfahrungsgemŠ§ Šu§erst kritisch, und viele die sich gerade einmal zu einem ersten Schritt aufraffen konnten, verlieren den Mut, wenn sie dort ãnurÒ weitervermittelt werden. Diese LŸcke kšnnte mit den neuen technischen Gegebenheiten auf elegante Weise entscheidend verringert werden.
Literatur
Christl, F., 1998, Psychologische Beratung im Internet - Ein Erfahrungsbericht, in: Batinic (Hrsg.), 1998, Internet fŸr Psychologen, 2. Aufl. Gšttingen: Hogrefe, Kap. 18.
Dšring, N., 1998, IdentitŠten, Beziehungen und Gemeinschaften im Internet, in: Batinic (Hrsg.), 1998, Internet fŸr Psychologen, 2. Aufl. Gšttingen: Hogrefe, Kap. 13.
Schmidt, H. (1983). Die Klientel der Telefonseelsorge. Dissertation, Bonn.
Watzlawik, P., et al., (1996). Menschliche Kommunikation, 9. Auflage, Bern: Huber.
Wieners, J. (1995). Handbuch der Telefonseelsorge. Gšttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[1] thematischer Apperzeptionstest = projektiver Persšnlichkeitstest von H. A. Murray, bei dem zu bestimmten Bildtafeln Geschichten erzŠhlt werden sollen;
[2] Fallbeispiele und weitere AusfŸhrungen in: Christl, 1998.
[3] pretty good privacy, ein VerschlŸsselungsprogramm von Philip Zimmermann; dt. Anleitungstext unter: ftp://ftp.cert.dfn.de/pub/tools/crypt/pgp/doc/german/german1.txt
[4] Die Abhšrsicherheit per chat im sogenannten IRC (= internet relay chat) ist meines Wissens nicht zu erhšhen. Wir arbeiten aber an einer Mšglichkeit des ãWeb-ChatÒ, die dann auch eine VerschlŸsselung (Ÿber SHTML, SML oder Ÿber JAVA) zulŠ§t.
[5] Lehrstuhl Prof. Dr. E. Stephan, UniversitŠt zu Kšln; die Untersuchung wird vom Autor dieses Kapitels durchgefŸhrt.